(06. Februar 2025) – Lange Zeit waren Rennräder für den Asphalt, Mountainbikes fürs Gelände und Trekkingräder für entspannte Touren zuständig. Doch in den letzten Jahren hat sich eine Fahrradkategorie immer weiter in den Vordergrund geschoben: Gravel Bikes. Sie sind schnell genug für die Straße, robust genug für Schotterwege und gleichzeitig leicht genug, um auch mal eine lange Tour in Angriff zu nehmen. Ist das jetzt die eierlegende Wollmilchsau unter den Fahrrädern? Viele Gravel-Fans würden das wohl unterschreiben. Aber schauen wir uns das Ganze etwas genauer an.
Die Bauweise von Gravel Bikes – ein bisschen von allem
Gravel Bikes wirken auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Rennrad und Cyclocross-Bike. Doch sie haben mehr zu bieten. Der Rahmen ist stabiler als beim klassischen Rennrad (damit er auch holprige Wege mitmacht), aber leichter als bei einem Mountainbike. Die Reifen sind breiter, im Grunde mit leichtem Profil ausgestattet und bringen damit freilich mehr Grip auf losem Untergrund. Viele Modelle haben zudem Befestigungspunkte für Schutzbleche, Gepäckträger oder gar Bikepacking-Taschen. Kurzum: Ein Gravel Bike soll auf vielen Terrains funktionieren, ohne dass man große Abstriche machen muss.
Ein interessantes Detail ist die Geometrie. Diese ist meist entspannter als bei einem Rennrad, wodurch das Rad auch auf langen Strecken angenehmer zu fahren ist. Die Sitzposition bleibt sportlich, aber nicht so aggressiv, dass man sich nach 50 Kilometern fühlt, als hätte man eine Klettertour hinter sich. Das macht sie nicht nur für Abenteurer interessant, sondern auch für Pendler, die auf ein schnelles, aber dennoch bequemes Rad setzen.
Einsatzbereiche von Gravel Bikes – vom Alltag bis zum Abenteuer
Einer der größten Vorteile von Gravel Bikes ist die Vielseitigkeit. Wer auf befestigten Wegen unterwegs ist, kann damit fast genauso flott fahren wie mit einem Rennrad. Gleichzeitig lassen sich Feld- und Schotterwege problemlos bewältigen, ohne dass man direkt das Gefühl hat, das Rad sei fehl am Platz. (Der ein oder andere hat sich vermutlich schon einmal mit einem Rennrad auf einem Schotterweg wiedergefunden – keine schöne Erfahrung.)
Bikepacking ist ein Bereich, in dem Gravel Bikes wirklich glänzen. Dank zahlreicher Möglichkeiten für Gepäck lassen sich Mehrtagestouren problemlos umsetzen. Die leichte Bauweise und die Geländetauglichkeit machen sie zum idealen Begleiter für lange Touren. Es gibt mittlerweile auch Bikepacking-Modelle mit noch mehr Befestigungspunkten und einer noch komfortableren Geometrie.
Doch nicht nur für lange Reisen sind sie im Grunde eine gute Wahl. Auch im Alltag, besonders für Pendler, macht ein Gravel Bike viel Sinn. Schnell genug für die Stadt, stabil genug für Wege abseits des Asphalts und mit ein paar passenden Schutzblechen und Licht ausgestattet, eine echte Alternative zum Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln.
Technik und Ausstattung – was braucht ein Gravel Bike wirklich?
Die Auswahl an Gravel Bikes ist riesig, und die Preisspanne letztendlich ebenso. Während es Modelle gibt, die offen gesagt eher an klassische Rennräder mit leicht profilierten Reifen erinnern, gibt es andere, die fast schon einem Mountainbike ähneln. Die Wahl hängt also stark davon ab, worauf der Fokus liegt.
Ein wichtiger Punkt ist die Schaltung. Viele Gravel Bikes setzen auf 1x-Antriebe, also nur ein Kettenblatt vorne, dafür eine große Bandbreite an Gängen hinten. Das reduziert die Wartung und macht das Ganze robuster. Scheibenbremsen sind mittlerweile Standard – und das ist auch gut so, denn sie bieten bei jedem Wetter zuverlässige Bremskraft.
Beim Material des Rahmens gibt es ebenfalls Unterschiede. Aluminium ist leicht, preiswert und haltbar. Carbon bietet noch weniger Gewicht und mehr Dämpfung, ist aber im Prinzip teurer. Stahl ist ebenfalls beliebt, vor allem bei Langstreckenfahrern, weil es etwas nachgiebiger ist und Unebenheiten besser abfedert. Die Wahl hängt also auch ein wenig vom persönlichen Budget und den geplanten Strecken ab.
Lohnt sich der Kauf eines Gravel Bikes?
Wer hauptsächlich auf der Straße unterwegs ist und sich ein reines Rennrad wünscht, wird mit einem Gravel Bike vielleicht nicht ganz glücklich. Für alle anderen, die sich nicht auf einen bestimmten Untergrund festlegen wollen, kann es allerdings genau die richtige Wahl sein. Die Vielseitigkeit ist ein klarer Vorteil – ob für lange Touren, Pendler oder einfach für Leute, die auch mal spontane Abstecher ins Grüne machen wollen. (Denn seien wir ehrlich: Wer kennt es nicht, wenn plötzlich ein interessanter Schotterweg auftaucht und man sich denkt: Da möchte ich jetzt lang!)
Preislich gibt es natürlich Unterschiede. Einsteigermodelle beginnen bei rund 1.000 Euro, wer ein leichteres oder hochwertigeres Modell will, muss tiefer in die Tasche greifen. Doch ein gutes Gravel Bike kann – je nach Ausstattung – mehrere andere Räder ersetzen. Und das macht es langfristig durchaus attraktiv.
Ob Gravel Bikes die neuen Alleskönner sind? Vielleicht nicht für jeden, aber für viele sind sie genau das, was sie schon lange gesucht haben. Eine Art Schweizer Taschenmesser auf zwei Rädern, mit dem man fast alles machen kann – und das ist doch eigentlich ein ziemlich guter Deal.